Digitale Schweiz

Andreas Von Gunten zur Zukunft der digitalen Schweiz

Andreas Von Gunten

In unserer Serie richten wir den Scheinwerfer auf die digitalen Macherinnen und Macher der Schweiz – heute auf Andreas Von Gunten.


Wer bist du und was muss ein junger Digital Native, der noch am Anfang seiner Berufskarriere steht, über dich, deine Organisation und ihre digitalen Initiativen wissen?

Ich bin ein Internet-Unternehmer, der davon überzeugt ist, dass die Digitalisierung enormes Potenzial für die Verbesserung unserer Lebensgrundlagen bildet. Das geschieht aber nicht von alleine, sondern nur, wenn wir es so wollen.

Das heisst, unsere Entscheidungen und Handlungen als Unternehmer*innen und als Bürger*innen spielen eine wesentliche Rolle bei der Frage, ob die Digitalisierung für die Menschen und die Umwelt nützlich ist oder nicht.

Mit welcher digitalen Macherin möchtest du dich gerne einmal bei einem Kaffee austauschen, weil sie für dich ein spannendes Rollenmodell oder gar Vorbild verkörpert? 

Oh, da gäbe es viele. Zum Beispiel Ana Kasparian. Sie ist als Journalistin und Co-Host bei the Young Turks, einem Indie-Mediennetzwerk aus den USA, und eine wichtige Stimme für die Linke in den USA. The Young Turks nutzen die neuen Möglichkeiten für die Medien auf vorbildliche Art und Weise.

Was können Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Bildung und wir alle tun, damit es in Zukunft Google, Salesforce und Facebook aus der Schweiz gibt? 

Ich nicht sicher, dass das das Ziel sein sollte. Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, welches nachhaltiger und demokratischer funktioniert als das derzeitige. Ob die richtige Antwort dafür bei Grosskonzernen liegt, welche sich tendenziell in Mono- oder Oligopolen organisieren, wage ich zu bezweifeln.

Was wir alle tun können ist, den Wettbewerb der Ideen zu begrüssen und an diesem aktiv teilzunehmen. Politisch bedeutet dies vor allem, der Monopolbildung entgegenzuwirken und nicht nationalistisch, sondern global zu denken.

Was würde dein Teenager-Ich heute zu dir sagen und was würdest du deinem 15-jährigen Ich mit auf den Weg geben wollen für seine Zukunft? 

Mein 15-Jähriges Ich: “Toll, dass du immer noch genauso neugierig und offen bist wie vor fünfunddreissig Jahren.”

Mein heutiges ich: “Du hast unglaublich viel Glück gehabt, dass du zu dieser Zeit in einem reichen Land wie der Schweiz geboren wurdest. Entwickle dein Verantwortungsbewusstsein für dein Umfeld weiter und bleibe immer auch selbstkritisch, demütig und dankbar.”

Welchen Stellenwert haben Anlässe wie der Digital Economy Award für die Förderung einer starken digitalen Innovationskultur in der Schweiz? 

Solche Veranstaltungen können als Quellen der Inspiration und der Motivation dienen und helfen der Vernetzung untereinander. Wichtig ist einfach, dass sie nicht zu reinen Selbstbeweihräucherungs-Events verkommen, sondern dass auch kritisch erkannt wird, wo wir vielleicht noch zu wenig gut sind und wo es weitere Entwicklungspotenziale gibt.

Der Interviewpartner: Andreas Von Gunten

Andreas Von Gunten führt mit der Von Gunten & Co. AG ein kleines Medien- und Technologie-Unternehmen in Kölliken (Aargau) und im Internet. Das Office heisst Delibri Space und es ist gleichzeitig Co-Working Space, Buchladen, Galerie und ein Ort, der gemeinsames Lernen und Experimentieren ermöglicht.

Das Unternehmen betreibt den Buchverlag Buch & Netz, den IT-Newsletter C36Daily, den Online-Buchhändler Delibri und den Telepräsenz-Roboter-Vertrieb Dortsein. Zwei weitere spannende Projekte sind in der Pipeline.

Die Firma ist beteiligt an Datenschutzpartner, an der Shifting Society, welche das Centre for Digital Responsibilty betreibt und an der Scope Content, welche ein System für die Kuration von E-Mail-Newslettern entwickelt.

Andreas unterrichtet Digital-Politik sowie digitale Ethik an verschiedenen Fachhochschulen und ist Autor von “Intellectual Property is Common Property”.

Als Mitglied der Digitalen Gesellschaft und der SP setzt er sich dafür ein, dass die Chancen der Digitalisierung allen offen stehen und dass diese Chancen dazu genutzt werden, unsere Gesellschaft gerechter und nachhaltiger zu gestalten.