Bitcoin-Mining

Wohin gehen die Mining-Unternehmen nach dem Rauswurf aus China?

Bitcoin-Mining | Rechenzentrum in Rockdale, Texas (Bild: Northern Data)
Bitcoin-Mining | Rechenzentrum in Rockdale, Texas (Bild: Northern Data)

Bereits im Mai hatte Peking die Schrauben für den Handel mit Kryptowährungen und für das Bitcoin-Mining angezogen – die Miner suchen eine neue Heimat.

Bekanntlich brauchen Bitcoin-Miner sehr viel Energie, um neue Bitcoins zu schürfen. Strom, der im Idealfall aus sauberen und erneuerbaren Energiequellen kommt – oder dann aus Kohlekraftwerken, was generell am Image von Kryptowährungen kratzt.

China hat Krypto-Minern bisher die eine wie die andere Art von Strom zur Verfügung gestellt, kostengünstig und eher zuverlässig. Seit der Ankündigung im Mai 2021, den Handel und auch das Mining drastisch einzuschränken, ist bei den Mining-Unternehmen Feuer im Dach. Zumal sich die Ankündigung inzwischen zum ultimativen Rauswurf in zahlreichen Provinzen konkretisiert hat. 

Das trifft nicht ein paar wenige Mining-Unternehmem, rund zwei Drittel der Miner weltweit sind derzeit in China aktiv. Wer bisher vom Mining-Verbot mit konkretem Abschalttermin verschont geblieben ist, muss zumindest damit rechnen, dass der Rauswurf in Vorbereitung ist und sehr bald ausgesprochen werden könnte.

Hinter Chinas umwelt- und energiepolitische Bedenken darf ein Fragezeichen gesetzt werden, zumal die chinesische Regierung nicht den Bitcoin fördern, sondern ihrem digitalen Yuan zum Durchbruch verhelfen will. Sicher national, gerne auch über die Grenzen hinaus. Die landeseigene digitale Währung (CBDC) hat gewaltige Fortschritte gemacht und ist schon seit einiger Zeit im Praxistest in konkreter Anwendung. Verständlich aus Sicht der chinesischen Regierung und Nationalbank, dass der Bitcoin da nur stört und deshalb eingeschränkt wird oder sogar aus dem Weg geräumt wird, Bitcoin-Miner inklusive.

Mining-Unternehmen reisen mit grossem Gepäck

Die nicht mehr willkommenen Miner haben gleich mehrere Probleme. Zum einen reisen sie mit grossem Gepäck, riesige Anlagen und Rechenzentren lassen sich nicht in ein paar Koffer packen. Schiffscontainer sind in diesen Tagen Mangelware, ausgelöst durch die erhöhte Nachfrage nach Konsumgütern während der Corona-Pandemie. Die Kosten für Container und Verschiffung sind explodiert, zudem haben Reedereien die Begriffe "schnell" und "umgehend" aus dem Katalog ihrer Leistungen gestrichen.

Die Mining-Unternehmen müssen jedoch nicht nur aus China raus, sie brauchen auch eine neue Destination und Heimat. Diese neue Heimat muss einige Anforderungen erfüllen, damit der Einzug nicht bald schon wieder iim nächsten Rauswurf endet.

Zum Beispiel sollte das ausgewählte Land eher kryptofreundlich eingestellt sein und genügend kostengünstigen Strom zur Verfügung stellen können – deshalb gerne auch überschüssige Energie. Und: der Strom sollte wenn immer möglich sauber aus erneuerbaren Energiequellen produziert werden können. 

Wird Texas zur neuen Heimat der Bitcoin-Miner?

Der nächstgelegene Nachbar um die Ecke, Kasachstan, erfüllt nahezu alle Anforderungen, mit Ausnahme der sauberen Energie. Das Land investiert seit einigen Jahren stark in erneuerbare Energien, dennoch wird der Löwenanteil an Strom immer noch mit Kohle produziert. Ergo dürften sich zahlreiche Mining-Unternehmen in anderen Regionen niederlassen. 

Neben weiteren möglichen Destinationen in Asien, Ost- und Nordeuropa, Kanada sowie in den USA, scheint im Moment vor allem der US-Bundesstaat Texas zur ersten Wahl für viele Miner zu werden. Der Staat produziert billigen Strom, ist stark in erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie engagiert, zudem gilt der texanische Gouverneur Greg Abbott als krypto- und miningfreundlich.

Ganz allein auf weiter Flur wären die zugezogenen neuen Miner nicht, zum Beispiel die Bitcoin Mining Company Riot Blockchain ist schon länger mit Hochleistungs-Rechenzentren in Texas präsent. Die Dimensionen der Mining-Anlage im Bild unten zeigen auch, weshalb die meisten Miner nicht mit kleinem Gepäck reisen werden.

Allerdings hat bei der Versorgungssicherheit der letzte Winter ein Fragezeichen gesetzt. Nach einem heftigen Wintereinbruch waren Millionen Texaner tagelang ohne Strom und ohne Heizung. Ob tatsächlich die boomende Windkraft schuld am Desaster war (eingefrorene Windräder), wie die Behörden zu Protokoll gaben, bleibt offen.

Ob Mining-Unternehmen in Texas tatsächlich willkommen sind und zuverlässig auf Dauer mit billigem Strom beliefert werden können, wird sich erst zeigen.

Im Umzug liegen neue Chancen

Fakt bleibt, dass sich die Gewichte verschieben werden. Der Krypto-Mining-Dominator China mit einem Anteil von rund 65 Prozent verliert an Bedeutung, die Mining-Unternehmen verteilen sich auf den Rest der Welt. Mit zu diesem Rest könnte in Zukunft auch El Salvador gehören, sofern es dem zentralamerikanischen Staat gelingt, Vulkanenergie tatsächlich nutzbar zu machen – das ist in Planung, im Moment aber noch nicht Realität.

Dem Rauswurf- und Umzugsverdruss zum Trotz, die positiven Seiten der aktuellen Entwicklung können überwiegen. Zum einen, weil es nicht unbedingt beruhigend ist, wenn zwei Drittel der neu geschürften Bitcoins ausschliesslich in China produziert werden. Und zum anderen, weil die Wahl einer neuen Region auch die Chance bietet, die Umweltbilanz der Miner weltweit zu optimieren. 

Bitcoin-Mining ist tatsächlich noch sehr energieintensiv. Steigt der Anteil der sauber produzierten und auch der eingesetzten überschüssigen Energie, ist das ein wesentlicher Beitrag, die oftmals gehässig geführten Diskussionen um die "Dreckschleuder Bitcoin" etwas zu versachlichen.