Challenger-Banken

Revolut beantragt die Banklizenz in Grossbritannien – und denkt weit über den Inselstaat hinaus

Schachfiguren mit Länderflaggen
Bild: Dilok Klaisataporn | Getty Images

Die Challenger-Bank hat grosse Pläne, nicht nur in Grossbritannien. Im Heimmarkt lassen sich mit einer Banklizenz neue Produkte besser testen.

Dass die Neo-Bank mit Hauptsitz in London im Januar 2021 die Banklizenz für Grossbritannien beantragt hat, ist nicht erstaunlich. Damit wird das FinTech mehr zur Bank – allerdings in einer brisanten Kombination: einerseits mit dem agressivem Biss einer Challenger-Bank, andererseits neu mit einem zusätzlichen Vertrauensbonus, von dem bisher vor allem klassische Banken profitieren konnten. Auch Kunden in Grossbritannien dürften den Schutz durch die Einlagensicherung schätzen, der Nutzern Sicherheit für ihre Gelder bis zu 85'000 GBP garantiert.

Wer ist der Klassenbeste?

Gründer und CEO von Revolut, Nik Storonsky, wird mit dem Erhalt der Banklizenz die Vertrauenskarte sicher ausspielen, es geht jedoch um mehr. Storonsky zum Thema:

Mit einer britischen Banklizenz können wir die wesentlichen Finanzprodukte bereitstellen, die britische Kunden von ihrem primären Bankkonto erwarten, zum Beispiel Kredite, Kreditkarten, Überziehungskredite und Einlagenkonten

Das alles und mehr neben einem bereits heute eindrücklichen Leistungs- und Funktionsumfang, den Revolut Kunden in Grossbritannien und auch in der EU bietet. Storonsky will mehr und sagt selbst:

Wir wollen die Klassenbesten sein

Das schliesst jeden Bereich ein, den eine traditionelle Bank heute bewirtschaftet und den eine Challenger-Bank in Zukunft mit einer Vollbanklizenz öffnen kann. Die Ambitionen bleiben nicht auf Grossbritannien beschränkt, Revolut denkt mit aktuell 2'000 Mitarbeitern in 23 internationalen Niederlassungen globaler. 

Das FinTech ist gut finanziert, hat sich allein 2020 in zwei Runden mit 580 Millionen US-Dollar die Kassen zusätzlich gefüllt und wird sich nicht damit bescheiden, seine inzwischen mehr als 13 Millionen Kunden zu pflegen. Die Marken der verschiedenen Ziele liegen sehr viel höher.

Eines der bereits im Februar 2020 formulierten Ziele von Revolut war, "überall auf der Welt eine eigene Banklizenz zu haben". Die Vollbanklizenz in Grossbritannien dürfte den Heimmarkt auch zum Testmarkt für neue Produkte und für Innovationen machen, die in nächsten Schritten in weiteren Märkten ausgerollt werden.

Seit Dezember 2018 verfügt Revolut über eine EU-Banklizenz in Litauen, entsprechende Lizenzen in Märkten ausserhalb der EU-Zone dürften folgen. Das FinTech steht zudem unter Zugzwang, so wie andere Player auch, weil Revolut nicht nur gegen traditionelle Banken oder gegen andere Challenger-Banken antritt. Die Vision "des Klassenbesten" muss auch gegen neue Player wie Google, Walmart und zahlreiche andere Grössen verteidigt werden, welche mit eigenen Plänen die Finanzindustrie mit neuen Impulsen und Angeboten beleben wollen.

2021 – ein Jahr der sichtbaren Veränderungen?

Auch die letzten Jahre waren Jahre der Verändungen – möglicherweise werden jedoch 2021 die Ansprüche und die Einflüsse der Big Techs sehr viel deutlicher spürbar. Im Falle von Google und Citibank angekündigt, bei anderen Protagonisten vielleicht ohne explizit geblasene Fanfaren und Trompeten im Voraus – einfach so. 

Alle Player, bestehende und auch neue, hatten lange Vorbereitungszeiten – gut möglich, dass 2021 zum Jahr der Überraschungen mit deutlichen Ausschlägen werden kann. Wer, aus welchem Lager auch immer, die noch eher ruhigeren Zeiten genutzt hat, dürfte klar im Vorteil sein. Um zu verteidigen, was besteht. Oder auch um zu holen, was durch Innovationen und neue Impulse erreichbar scheint.