Wie viel Bank passt zu Facebook?

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Nicht sehr wahrscheinlich, dass Facebook zur Bank werden wird. Nur: Weshalb beantragt Facebook in Europa eine Banklizenz?

Mit 1,4 Milliarden aktiven Usern weltweit ist Facebook ungeschlagen das grösste soziale Netzwerk. Ungeschlagen heisst jedoch nicht unangefochten. Immerhin konkurrenziert das Geschäftsmodell von Facebook die Pläne anderer Giganten wie Google und Apple.

Die beantragte Banklizenz in Irland dürfte ähnliche Ziele verfolgen, wie das kürzlich von Facebook angemeldet Patent. Ein Patent, das zum Beispiel Kreditgebern (und Werbekunden!) ermöglicht, das soziale Umfeld eines Users auf Facebook nach dessen Kreditwürdigkeit zu identifizieren und als Entscheidungsgrundlage zu nutzen.

Neue Usergruppen und Informationen für Werbekunden
Darin dürften die Hauptinteressen liegen, aus naheliegenden Gründen: Facebook muss wachsen, um seine dominierende Marktstellung zu behalten. Wachstum ist vor allem durch neue Nutzer und durch neue Werbeangebote in erweiterten Segmenten möglich.

Neue Usergruppen
Mit den bisherigen Services ist Facebook erfolgreich, wird jedoch nicht mehr zulegen können. Fokussiert das soziale Netzwerk zusätzlich auf rund 2,5 Milliarden Menschen, die kein Bankkonto unterhalten (Quelle: McKinsey), vielmehr über M-Pesa, Western Union und andere Services zahlen, eröffnen sich neue Felder. Sofern Facebook zusätzliche Leistungen anbietet, die diesen neuen Zielgruppen Nutzen bringen. Und den bestehenden ebenso.

P2P Services
Facebook ist die ideale Plattform für Peer-to-Peer Zahlungen. Weil keine Plattform eine grössere Zahl von Teilnehmern hat, die untereinander befreundet oder geschäftlich verbunden sind. Und wer sich kennt, hat immer wieder Gründe, Geldbeträge schnell und einfach von Person zu Person zu überweisen. Je einfacher das funktioniert (ohne die Plattform wechseln zu müssen), desto schneller wird der Service angenommen und grössere Kreise ziehen. P2P Payments via Facebook sind in den USA seit Sommer 2015 bereits Realität, Europa und der Rest der Welt werden folgen.

Informationen für Werbekunden
Neue Werbeformen lassen sich dann erfolgreich etablieren, wenn Facebook einen gezielten Einsatz der Werbemittel möglich macht. Das heisst, Werbekunden wollen themenaffine Zielgruppen ansprechen. Dazu sind Informationen über Facebook User und deren Verhalten notwendig. Facebook bietet heute schon sehr weitgehende Informationen zu Menschen und Segmenten an. Kommen zusätzliche harte Fakten dazu, die sich aus dem Zahlungsverhalten (P2P Zahlungen via Facebook) und dem Umfeld der User herausfiltern lassen, dann schliesst sich der Kreis.

Keine Facebook-Bank, aber ein Schwergewicht im Bereich P2P Zahlungen
Facebook wird in absehbarer Zeit kaum zur Bank mit ausgebauten Finanzdienstleistungen werden. Aber die Kalifornier werden sich aller Voraussicht nach ein grosses Stück vom P2P Payment-Markt und vom erweiterten Werbekuchen sichern wollen. Um in den Kernbereichen weiter zu wachsen.

Um es mit den Worten von James Stewart (Professor Trinity College Dublin) auf den Punkt zu bringen:

«Die Strategie, die Facebook verfolgt, ist im Wesentlichen, existierende Dienste zu monetarisieren. Der Eintritt ins Banking würde Big Data an Finanztransaktionen koppeln.»