Fünf Fragen an Dr. Richard Dratva zu PSD2 und Open Banking

Dr. Richard Dratva, Crealogix
Bild: Dr. Richard Dratva, Crealogix

Wie sehen Branchenexperten die Auswirkungen der PSD2 und die Bedeutung von Open Banking für die Schweiz? Heute: Dr. Richard Dratva, VR-Vizepräsident und Strategiechef (CSO) bei Crealogix.

Die PSD2 bewegt Europa und Open Banking schafft neue Spielregeln. Auch in der Schweiz? Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hat ihre Haltung gefunden, definiert und kürzlich mit einem Positionspapier konkret Stellung bezogen. Unsere Redaktion nimmt aktuell den Puls der Branche – wir haben Experten aus verschiedenen Lagern um ihre Meinung zum Thema gebeten.

Exponenten aus dem Umfeld von Banken, FinTechs, Verbänden, Beratung, Medien und Recht nehmen Stellung. Ihre Statements bringen wir laufend in unserer Serie:

Fokus Schweiz | Meinungen zur PSD2 und zu Open Banking

Fünf Fragen an Dr. Richard Dratva von Crealogix

Welche Auswirkungen hat nach Ihrer Betrachtung die EU-Regulierung PSD2 für die Schweiz?

Wenn nicht mittelfristig rechtliche Auswirkungen (wie so viele andere EU-Regulierungen), so doch zumindest ein Denkanstoss, sich mit dem Thema Open Banking zu beschäftigen.
 

Welche Bedeutung messen Sie Open Banking für den Finanzplatz Schweiz zu?

Open Banking ist auch in der Schweiz ein klares Kundenbedürfnis. Welche Bank will nicht ein kundenzentriertes Angebot bieten?
 

Die SBVg bezieht Stellung und lehnt eine PSD2-analoge Regulierung für die Schweiz ab. Welche Signale werden dadurch gesetzt? Ist das ein Vorteil, ein Nachteil oder bleibt eine fehlende PSD2-analoge Regulierung ohne Auswirkungen für die Schweiz?

Das hängt ganz stark davon ab, ob die im Positionspapier aufgeführte «freiwillige Investition» für das Thema Open Banking ernst genommen wird. Nur so kann die Schweiz mittelfristig kompetitiv bleiben.
 

Wird die PSD2 in ihren Auswirkungen generell überbewertet oder ist es tatsächlich eine umwälzende Neuerung?

Die Regulierung ist eine Umwälzung, aber sie wird, wie einiges in der Finanzindustrie, nicht von heute auf morgen geschehen.
 

Welche Rolle wird Open Banking in fünf Jahren in Europa im Allgemeinen und in der Schweiz im Besonderen spielen?

Open Banking zementiert die Rolle der Technologie in der Finanzwelt endgültig. Ohne Digital Banking ist Open Banking undenkbar und fand deshalb bisher auch nicht statt.
 

Was wir nicht gefragt haben, was jedoch Ihrer Meinung nach zum Thema PSD2 oder Open Banking unbedingt gesagt gehört:

Open Banking ist aus meiner Sicht für die Banken eine einmalige Chance, sich in der FinTech-Welt aus einer Position der Stärke aktiv einzubringen. Dafür müssen Finanzinstitute aber aktiv werden und die Initiative ergreifen.

Der Interviewpartner: Dr. Richard Dratva

Dr. Richard Dratva ist Vizepräsident des Verwaltungsrates und Strategiechef (CSO) der Crealogix. Er kann sich auf eine langjährige Erfahrung im Bereich Digital Banking berufen. Schon 1997 war er als Projektleiter für Credit Suisse für die Konzeption und Einleitung der ersten Schweizer Onlinebank verantwortlich. Seitdem hat er zahlreiche Innovationsprojekte in den Bereichen Digital Wealth Management und Digital Advisory geleitet.

Seine berufliche Laufbahn begann Richard Dratva bei der UBS. Er beteiligt sich aktiv an FinTech Start-Ups und wurde von finews.ch zu einer der einflussreichsten FinTech-Persönlichkeiten in der Schweiz ernannt.