Das Geschäftsmodell des digitalen Tauschhandels

Amazon Echo Look: Alexa guckt als Stylingberaterin in die gute Stube
Bild: Amazon | Echo Look

Wenn Amazons Alexa als persönliche Assistentin zur unentbehrlichen Problemlöserin wird, lässt sich der User auf einen Deal ein: Services gegen Daten. Ein faires Geschäftsmodell, sofern alle Beteiligten die Konditionen kennen.

Oft fehlt bei Nutzern von kostenlosen Services das Bewusstsein dafür, weshalb sie in den Genuss von sehr viel Leistung für kein Geld kommen. Erst, wenn Datenschutzbeauftragte in den Medien aktiv werden, überfliegt man im besten Falle kurz die Nutzungsbedingungen. Eine einfache Formel kann helfen, das Bewusstsein für das Geschäftsmodell des digitalen Tauschhandels generell zu schärfen: Kostenlos ist nicht gratis und Informationen gewinnen als Währung an Bedeutung.

Wer Ohren hat, hört vieles

Amazon Echo kann schon allerhand. Der digitale Assistent mit Sprachsteuerung ist die Schnittstelle zu zahlreichen Internetdiensten und Alexa, so heisst der cloudbasierte Sprachdienst, ist die Stimme, die mit mir spricht. Zum Beispiel erzählt mir Alexa auf Wunsch und Zuruf mehr zum Wetter am Wochenende, spielt mir gewünschte Musiktitel vor, blättert für mich auf Wikipedia, erinnert mich an Dinge, die heute zu tun sind, findet mein Lieblingsrestaurant und reserviert online auch gleich den Tisch – oder sagt mir schlicht, welche Termine als nächste in meiner Agenda stehen. Alexa kann noch viel mehr, wird laufend intelligenter und kann mit zusätzlichen Skills von Drittanbietern in Sachen Vielseitigkeit zur Hochform auflaufen.

Wichtig zu wissen: Alexa hört mit und erfährt Manches über den User.

Wer Augen hat, weiss mehr

Mit Amazon Echo Look bekommt Alexa jetzt auch Augen. Neu kann Alexa nicht nur hören und sprechen, Alexa kann auch sehen. Der Aufhänger zur Markteinführung: Echo Look kann Kundinnen und Kunden aktive Stylingberatung bieten. Ist das rote oder das blaue Top besser oder lieber überhaupt etwas anderes zum Anziehen heute? Alexa kann helfen, weil sie jetzt sehen, urteilen und auch darüber sprechen kann.

Wichtig zu wissen: Alexa schaut zu, nicht immer, auf Zuruf, dann aber sieht sie alles, was in ihrem Kamerabereich geschieht. Und die gesammelten Informationen gehen weit über Stil- und Modeberatung hinaus. Alexa sieht, wie man wohnt, weiss, ob der alte Fernseher bald ersetzt gehört, die zerzauste Katze ein anderes Futter braucht, um mit glänzendem Fell zu brillieren, Alexa ortet bei gestressten Menschen Ferien- und Reisewünsche, erkennt bei einer werdenden Mutter baldigen Bedarf an Babyartikeln, und, und, und.

Erstklassige Technologie, hoher Nutzen – und eine Flut von Daten

Die Technologien von Spracherkennung, Sprachsteuerung, Machine Learning und die angebotenen Services sind grossartig. Das alles wird weiterentwickelt und laufend noch runder, besser und vielseitiger.

Alexa macht als persönliche Assistentin einen tollen Job und erleichtert dem User den Alltag. Sogar ganz erheblich. In unzähligen Bereichen – und je länger sie das tut, um so perfekter wird sie als Beraterin und Dienstleisterin. Und damit auch unentbehrlich für den Nutzer.

Mit dazu gehört: Alexa sammelt Daten und Informationen in gewaltigen Mengen über Anwender, Wünsche, Vorlieben und auch visuell über die Umgebung. Nach einiger Zeit weiss Alexa nahezu alles, kennt den Nutzer so gut, wie ihn nur beste Freunde kennen, wahrscheinlich sogar besser, und vor allem: Informationen werden laufend aktualisiert, veränderte Lebenssituationen und damit neue Bedürfnisse und Wünsche sofort erkannt. Wertvolle Informationen und Daten, mit denen sich sehr viel anfangen lässt.

Mit Alexa holt man sich eine hilfsbereite, gleichzeitig jedoch eine sehr aufmerksame Assistentin ins Haus. Und kein Anwender sollte darauf bauen, dass Alexa zu den verschwiegenen Mitbewohnerinnen gehört. Alexa weiss, wer sie erschaffen hat und liefert deshalb dankbar und laufend Informationen an die Server des Mutterschiffs – das trägt die Flagge von Amazon.

Geschäftsmodell des digitalen Tauschhandels: Services gegen Daten

Das alles ist weder gut noch schlecht, aber wichtig zu wissen: User unterzeichnen mit der Nutzung von zahlreichen Diensten im Smartphone, auf dem PC und eben auch mit Alexa als Mitbewohnerin stillschweigend einen Vertrag – meistens ohne die AGBs gelesen zu haben. Anwender liefern Informationen, dafür dürfen Sie Geräte oder Leistungen nutzen – sehr kostengünstig, oft sogar kostenlos. Der Deal ist fair, wenn beide Seiten die Konditionen kennen und sich bewusst sind, was sie da unterschreiben.

Amazon Echo ist als sprechende Alexa um die 200 Franken zu haben, die sehende Alexa ist nicht viel teurer positioniert – die persönliche Assistentin und Beraterin bleibt also sehr bezahlbar. Mit hohem Nutzen, ohne Launen, ohne Ferienansprüche, Sozialabgaben und ohne hohe Abfindung, wenn sie kündigt. Was sie allerdings niemals tun würde – beste Freunde, über die man alles weiss und noch mehr erfahren möchte, verlässt man nicht.

Amazon ist ein Unternehmen, dass laufend demonstriert, dass es die Disziplinen Technologie, Services, Diversifizierung und Expansion, Cross Selling, Big Data und Marketing hervorragend verbinden und nutzen kann. Wer Millionen von Kunden beliefert und seine Kunden wirklich kennt, der macht das Rennen. Amazon weiss, wie das geht – einige andere Marktgrössen ebenfalls. Oft zu erkennen daran, dass sie ganz tolle Services einem riesigen Publikum kostenlos zur Verfügung stellen.

Wenn Kunden und Anwender jetzt noch ihr Bewusstsein für Deals schärfen, für die Realität des digitalen Tauschhandels, die beiden Seiten Nutzen bringen soll, dann steht dem fairen Umgang mit Big Data und effizientem Marketing nichts im Wege. Wer seine Daten und Informationen wissentlich zur Verfügung stellt, ist schliesslich kein Opfer, sondern ein Geschäftspartner, der die Konditionen kennt. Kostenlose Leistungen haben nichts mit Uneigennützigkeit zu tun, sie sind Teil eines Geschäftsmodells.

Stichworte zum Thema im Lexikon: Big Data | Data Science