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Warum bei CNN Money Switzerland die Lichter ausgehen

Projekt ohne Sender: das neue Format #DACHelles von Chefredaktorin Patrizia Laeri (Bild: CNN Money Switzerland)

Selbstbeschränkung zu gross, Reichweiten zu dünn, die Corona-Krise hat beim TV-Wirtschaftssender die Umsätze einbrechen lassen – der Sender macht dicht.

Bereits in den nächsten Tagen wird der englischsprachige Wirtschaftssender CNN Money Switzerland den Betrieb einstellen. Das Unternehmen geht in Konkurs, von der Schliessung des Senders sind 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.

Das mediale Experiment

CNN Money Switzerland ist von Gründer und CEO Christophe Rasch nicht als klassisches Fernsehen, sondern als Multimediakanal konzipiert worden. Hat ein englischsprachiger Wirtschaftskanal mit einem starken Schwerpunkt auf Finance und Digitaliserungsthemen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich Chancen?

Christophe Rasch war überzeugt davon und vertrat Anfang 2019 mit einem Statement gegenüber dem "Sonntagsblick" die Haltung:

Wir konzentrieren uns ganz bewusst auf einen Nischenmarkt und sind nicht auf Volumen aus

Das fehlende Volumen ist für den Sender in Zeiten der Corona-Krise zum Stolperstein geworden, CNN Money Switzerland macht dicht.

Gut zwei Jahre lang hat CNN Money Switzerland mit zahlreichen Formaten in der Schweiz und im gesamten DACH-Raum ausgelotet, ob und wie ein englischsprachiger Multimediakanal bestehen kann.

Die Zuschauerzahlen mögen mit einer Quote von durchschnittlich 150'000 Zuschauern pro Monat (noch) nicht berauschend gewesen sein, sie waren immerhin am Steigen. Allerdings zu langsam, um Investoren in einer Krisensituation bei Laune zu halben.

Eine starke Crew von Journalistinnen, Redaktoren und Moderatoren hat in den letzten zweieinhalb Jahren versucht, mit Leidenschaft Wirtschafts- und Businessthemen in TV-Formate zu packen, die ankommen. Das ist der Crew auch gelungen, allerdings innerhalb von vom Management zu eng gesetzten Leitplanken, die mitverantwortlich für das Aus des Senders sein dürften.

Ausschliesslich englischsprachige Inhalte im deutschsprachigen Raum

Die Rezeptur, Wirtschafts- und Finanzthemen ausschliesslich in Englisch vor allem für Expats in der Schweiz zu präsentieren, ist für ein international ausgerichtetes Publikum im DACH-Raum nicht falsch. Allerdings auch nicht ungefährlich, weil die Zielgruppe der Expats und der "Wirtschafts-Involvierten" im Vergleich zum Rest der wirtschaftsinteressierten Bevölkerung eher klein und überschaubar bleibt. 

Ganz auf deutschsprachige Beiträge zu verzichten lässt den sehr viel grösseren Anteil der Nicht-Expats mit latentem oder sogar erhöhtem Interesse an gut aufbereiteten Wirtschaftsthemen aussen vor. Die Selbstbeschränkung auf den Nischenmarkt mit eher geringem Volumen war ein Experiment, das keine hohen Einschaltquoten erreicht hat und deshalb die Auswirkungen der Corona-Krise nicht verkraften konnte.

Neue Impulse und Formate durch Chefredaktorin Patrizia Laeri

Die neue Chefredaktorin Patrizia Laeri, erst seit wenigen Wochen an Bord von CNN Money Switzerland, hat mit ihren Kolleginnen und Kollegen neue Formate entwickelt. Formate mit dem Potenzial, zusätzliche Zielgruppen anzusprechen und ins Boot der Zuschauer zu holen. Zum Beispiel mit #DACHelles, einer deutschsprachigen Wirtschaftssendung. Idee: Mit temporeichem Infotainment, mit Kurz-Talks, Clips und Graphics sollte das neue Format "Wirtschaft verständlich und erlebbar machen". 

Die Wirtschaftssendung für den deutschsprachigen Raum sollte in zehn Tagen starten, gemacht und moderiert von Patrizia Laeri und den Unternehmerinnen Tijen Onaran und Maggie Childs. Ein interessantes Konzept mit einer starken Besetzung, das vorerst durch die Schliessung des Senders nicht aus den Startpflöcken kommt. 

Gut möglich allerdings, sogar wahrscheinlich, dass ein anderer Sender einspringt und den drei Macherinnen Sendeplatz und TV-Heimat bietet. Immerhin sind in der bestehenden TV-Landschaft Formate sehr dünn gesät bis nicht vorhanden, die Wirtschaft jenseits von nüchtern mit Spass und Unterhaltung rüberbringen und deshalb Wirtschaft und Zusammenhänge "verständlich und erlebbar" machen. Nicht nur für einen kleinen Kreis von Eingeweihten, sondern für deutlich breitere Gruppen von Interessierten. Für eine grosse Zahl von Menschen, die sich möglicherweise gerne auf Wirtschaft einlassen, sofern Infogehalt, Verständlichkeit, Unterhaltungswert und Sprache stimmen. 

Mit anderen Worten: Das Konzept der deutlich breiter und populärer ausgerichteten Wirtschafts-Formate der neuen Chefredaktorin kam für CNN Money Switzerland jetzt einfach zu spät, aber als pfannenfertige Übernahme-Produktionen bleiben sie für andere Sender attraktiv.

Das offizielle Statement von CNN Money Switzerland zur Schliessung

Wie der Sender informiert, hat der Verwaltungsrat einstimmig beschlossen, den Stecker zu ziehen und Konkurs anzumelden. Während die Zuschauerzahlen stark gestiegen wären, seien die Umsätze des Unternehmens eingebrochen, als Folge und Auswirkung der Coronavirus-Pandemie.

Der Verwaltungsrat von CNNMS wäre nach eingehender Prüfung zum Schluss gekommen, dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten für die Schweiz zu gross sind und die Entwicklungen im Schweizer Werbemarkt keine nachhaltige Rentabilität erwarten lassen. 

Gründer und CEO Christophe Rasch präzisiert gegenüber Blick:

Die Prognosen für die kommenden ein bis zwei Jahre sind für Medien in der Schweiz rabenschwarz

Rasch verweist darauf, dass die Werbebudgets mit dem Ausbruch von Corona entweder gestrichen oder auf unbestimmte Zeit aufgeschoben worden wären.