Anlagen & Renditen

Value Investing – tatsächlicher Unternehmenswert als Basis für Kapitalanlagen

Markus Prodinger, Co-Gründer und CEO von Estably
Markus Prodinger, Co-Gründer und CEO von Estably

Bringt Value Investing höhere Renditen? Demokratisieren digitale Technologien die Vermögensverwaltung? Unser Gastautor ist überzeugt davon und liefert Argumente.

Geld, das man einfach auf einem Konto liegen lässt, verliert durch die Inflation zunehmend an Wert. Auch die Niedrigzinspolitik im europäischen Raum trägt dazu bei, dass Investoren früher attraktive Sparmöglichkeiten wie Tagesgeldkonto oder Sparbuch meiden. Es wird nach anderen attraktiven Anlagemöglichkeiten gesucht. Im Trend liegen Online Broker, Robo Advisor sowie digitale Vermögensverwaltungen. Ein neuer Ansatz ist das digitale Value Investing.

Value Investing – durch menschliche Erfahrung und Technologie zum eigentlichen Wert

Am besten lässt sich die Vorgehensweise beim digitalen Value Investing dadurch beschreiben, indem man sie mit einem klassischen Robo Advisor vergleicht. Dieser nutzt zur Verwaltung von Vermögen Algorithmen, die vorgeben, wie das Geld der Investoren am gewinnbringendsten in die verschiedenen Finanzinstrumente investiert werden muss.

Ein menschgeführter Robo Advisor, der als Anlagestrategie Value Investing nutzt, verwendet hingegen digitale Instrumente nur dort, wo sie helfen, Geschäftsprozesse wie zum Beispiel das Onboarding, die Kontoeröffnung oder den Vertragsabschluss zu beschleunigen. Ihre Hauptaufgabe besteht also darin, dem Kunden Mehrwert zu bieten. Die Veranlagungskompetenz stammt jedoch von Finanzexperten mit langjähriger Erfahrung. Deshalb verbindet diese Anlageform das Beste aus zwei Bereichen und führt Technologie und menschliches Wissen zusammen.

Digitales Value Investing führt Technologie und menschliches Wissen zusammen

Value Investing unterscheidet sich zudem dadurch von anderen Geldanlageformen, dass diese meist nur den reinen, auf Angebot und Nachfrage basierenden Börsenwert eines Unternehmens als Basis nehmen. Value Investing analysiert auch die Leistung eines Unternehmens und kann so feststellen, ob es an den Börsen unterbewertet und damit eigentlich mehr Wert ist. Ergibt eine Prognose, dass sich das Unternehmen positiv entwickeln und der Aktienwert auf lange Sicht steigen wird, dann ist das Unternehmen nach Auffassung von Value Investing-Experten für Investitionen interessant.

Bessere Performance durch Weitsicht

Klassische Geldanlagen erliegen häufig der Versuchung, nur auf schnell steigende Kursgewinne zu spekulieren. Dabei hat sich der Grundsatz, dass Langfristigkeit zum Erfolg führt, immer wieder bestätigt. Die Investorenlegende Warren Buffet ist ein Paradebeispiel, denn er gilt als Pionier der Value Investing-Strategie. Wer sein Geld mithilfe von Value Investing investieren und verwalten lassen möchte, benötigt also einen langfristigen Anlagehorizont und erfahrene Experten, die gezielt Investitionsmöglichkeiten erkennen. Zudem sollte der Anleger die Unternehmen, an denen er sich beteiligen möchte, nicht nur als reine "Gewinnmaschinen" verstehen. Durch seine Investition wird er zum Miteigentümer einer innovativen Firma, die über ein kompetentes Management und ein vielversprechendes Geschäftsmodell verfügt.

Investoren sollen wie Inhaber denken, weil sie dann wie Inhaber handeln

Beim Value Investing geht es uns daher auch immer darum, bei den Anlegern eine Bindung zu den im Portfolio enthaltenen Unternehmen zu etablieren und die Überzeugung zu stärken, dass sie über Wettbewerbsvorteile verfügen, die sich früher oder später auszahlen werden. Investoren sollen wie Inhaber denken, weil sie dann wie Inhaber handeln. Eine solche Bindung entsteht durch vertieftes Wissen hinsichtlich des Unternehmens, in das man investiert. Dieses Wissen vermitteln wir als Vermögensverwalter, indem den Investoren fundierte Informationen zu den Unternehmen in ihrem Portfolio geliefert werden – zum Beispiel in Form von Unternehmensprofilen, stets aktuellen Unternehmens-News sowie Quartals- und Jahresberichten.

"Demokratisierte" Vermögensverwaltung

Value Investing ist mit einem enormen Aufwand verbunden, denn es gibt vielfältige Vorarbeiten, die nur von Finanzexperten geleistet werden können, beispielsweise die auf detaillierten Analysen basierende Suche nach unterbewerteten Unternehmen. Weil dieser Aufwand natürlich mit Kosten verbunden ist, konnten bisher nur finanzstarke Investoren (zum Beispiel Grossverdiener, Unternehmen) Value Investing in Anspruch nehmen.

Die Einbeziehung neuester Technologien aus dem Bereich der Robo Advisor, der Fortschritt bei der Digitalisierung und die dadurch immer effizientere Automatisierung hat das Value Investing im wahrsten Sinne "demokratisiert". Die Kosten konnten deutlich gesenkt werden, was dazu geführt hat, dass heute auch Kleininvestoren mit niedrigen Mindestanlagebeträgen diese Anlagestrategie nutzen können.

Diese Veränderung kommt gerade zur richtigen Zeit, denn inzwischen verlangen viele Banken ab bestimmten Beträgen sogar Strafzinsen, wenn der Kunde sein Geld auf einem Konto deponiert. Mit Value Investing eröffnet sich eine Möglichkeit, frei verfügbares Kapital langfristig anzulegen und es durch die Kombination von Technologie und menschlicher Kompetenz zu vermehren.

Der Autor: Markus Prodinger

Markus Prodinger

Markus Prodinger ist Co-Gründer und CEO der Estably Vermögensverwaltung in Vaduz. Das Liechtensteiner Startup positioniert sich als einziger digitaler Vermögensverwalter mit Value Investing-Strategie.

Markus studierte Angewandte Volkswirtschaftslehre an der Universität in Freiburg im Breisgau sowie an der San Diego State University.